19 Jul Funktionelles Taping
Ein Tape verband (englisch tape‚Band‘) aus Pflaster klebeband, oft auch kurz als Tape oder Taping bezeichnet, wird in Sportmedizin, Unfallchirurgie und Orthopädie sowohl zur Behandlung als auch zur Prävention eingesetzt. Er stellt dabei die behandelten Gelenke oder Muskeln nicht vollständig ruhig, sondern verhindert nur unerwünschte oder übermäßige Bewegungen (funktioneller Verband). Die Wirkung beruht darauf, dass die auf der Haut haftenden Pflasterstreifen die auftretenden Kräfte auf die Haut übertragen und so beispielsweise den Kapsel-Band-Apparat eines Gelenkes stützen (Augmentation) und die Wahrnehmung von Körperbewegung verbessern (Propriozeption). Zudem können sie einer Anschwellung des Gewebes entgegenwirken (Kompression) oder verletzte Gelenke oder Knochen an unverletzten fixieren (Schienung). Die Anwendungsmöglichkeiten von Tapeverbänden sind vielseitig, geeignete Verbände sind unter anderem für alle Gelenke an Armen und Beinen beschrieben.
Wirkprinzipien
Tapeverbände sind funktionelle Verbände. Sie stellen ein Gelenk nicht, wie etwa Gipsverbände, vollständig ruhig, sondern lassen eine gewisse Bewegung und damit Funktion zu. Im Gegensatz zur Orthese beruht ihre Wirkung nicht in erster Linie auf der Stabilität des verwendeten Materials, sondern entsteht durch gezieltes Anlegen, wobei in aller Regel die verwendeten Pflasterklebestreifen fest auf der Haut haften. Die Wirkprinzipien von Tapeverbänden sind bislang noch nicht abschließend geklärt, grundsätzlich werden Kompression, Schienung sowie Augmentation und ein positiver propriozeptiver Effekt (Gelenke) unterschieden. [4][5]
Prinzip der Augmentation
Positionierung des Tapeverbandes (grün).
Knorpel (blau), Kapsel (rot), Band (gelb) Knochen (grau).
Augmentation – Propriozeption
Im Gegensatz zu anderen in der Medizin eingesetzten Verbänden können Tapeverbände die Haltefunktion des Kapsel-Band-Apparates eines Gelenkes gezielt augmentieren (verstärken). Auf die Haut werden dazu entsprechend dem Verlauf und der Funktion verletzter oder potenziell gefährdeter Bandstrukturenunelastische Streifen aus Klebepflaster aufgebracht. Auf die Bänder einwirkende Zugkräfte werden so über die Pflasterstreifen auf die Haut übertragen. Dabei kommt neben der rein mechanischen Wirkung auch der durch den Tapeverband verbesserten Propriozeption eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung zu. Sportler nehmen so unerwünschte Bewegungen verbessert wahr und können sie so leichter vermeiden.[4] [5] Diese beiden Effekte sind schon seit Jahrzehnten bekannt und führen dazu, dass Überdehnungen oder neuerlichen Distraktionen bereits verletzter Bänder (bis hin zu Re-Luxationen) vorgebeugt werden kann.[6]
Kompression
Pflasterstreifen können auch als Kompressionsverbändeeingesetzt werden. An Armen oder Beinen angelegt ist ihre Wirkung dabei mit der von (unelastischen) Zinkleimverbändenvergleichbar, deren permanenter Druck bei körperlicher Inaktivität (Ruhedruck) minimal ist, jedoch setzt der Verband der Ausdehnung der Muskulatur bei Kontraktion einen sehr starken Widerstand entgegen (Arbeitsdruck).
Darstellung einer Marschfraktur und zweier Tapezügel
Schienung
Durch die Anlage eines geeigneten Tapeverbandes können auch bestimmte Arten von Knochenbrüchen und Bandverletzungen behandelt werden. Dazu zählen beispielsweise unverschobene Brüche der Mittelfußknochen [9] und der Zehen. Am Mittelfuß wird dabei der Tapeverband so angelegt, dass der frakturierte Knochen von den vier unverletzten Mittelfußknochen stabilisiert (geschient) wird. Eine gebrochene Zehe stabilisiert man, indem man sie mittels Klebepflaster an einer benachbarten Zehe fixiert und gleichzeitig die Beweglichkeit in Grund-, Mittel- und Endgelenk deutlich reduziert (Pflasterzügelverband). Auch einfache Fingerfrakturen können ganz ähnlich versorgt werden.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Tapeverband